Kakteen als Nutzpflanzen

Wie bei allem, was in der Natur wächst und gedeiht, hat sich der Mensch natürlich auch bei den Kakteen so seine Gedanken gemacht, wie man das stachelige Zeug denn so verwenden könnte.

Aber wenden wir uns erstmal dem "technischen" Nutzen der Kakteen zu:

Da wäre als zunächst die Verwendung von Säulenkakteen oder Opuntien als lebende Zäune. Von Peru über Mittelamerika, ja sogar in Nordafrika, nutzt man die Kakteen als undurchdringliche Heckenpflanzen zum Umzäunen von Viehweiden oder Gehöften. Einzelne Dornen, wie die Hakendornen der Gattung Mammillaria, verwendeten die Ureinwohner Amerikas als natürliche Angelhaken oder als Nähnadeln. Und wer hat nicht schon einmal einen Bericht über den Galapagos-Kaktusfinken im Fernsehen gesehen. Dieser Vogel hat die langen Opuntiendornen als Werkzeug entdeckt, indem er sie als Verlängerung seinen Schnabels nutzt, um Würmer aus Spalten und Vertiefungen zu spießen.
Die Wolle Cephalienbildender Säulenkakteen nutzte man zum Stopfen von Matrazen und das Holz toter Kakteen ist Bau- und Brennstoff zugleich. Die Herstellung von Souveniers aus Kakteenteilen darf bei dieser Aufzählung nicht fehlen. Und als Zierpflanzen sind sie natürlich auch in aller Welt beliebt.


Kakteen als Nahrungs -und Genussmittel:

Unsere Vorfahren hatten Glück, denn es gibt keine wirklich giftigen Kakteen ( im Gegensatz zu den Euphorbien), und so dürfte manch armer Vorkoster mit dem Leben davon gekommen sein, wenn es darum ging, neue Nahrungsquellen zu erschließen. Als erstes wären da die Glieder der Opuntienkakteen zu nennen, die, nachdem sie entdornt wurden, zu Salat zubereitet werden. So macht man es noch heute in Mexiko und selbst in der Pflanzenversuchsanstalt in Geisenheim experimentierte man mit neuen dornenlosen Opuntienzüchtungen, die als Salat und Gemüse zubereitet werden können. Die Früchte der Opuntien sind als sogenannt Opuntienfeigen oder Tunas im Handel zu kaufen. In Mexiko finden diese Früchte noch in weiteren Zubereitungsformen Verwendung als Nahrungsmittel. Auch die Früchte verschiedener Säulenkakteen wie z. B. die Pitayas der Saguaros sind essbar. Die Beerenfrüchte des Myrtillocactus geometrizans genannt Garumbullos werden als Obst verarbeitet. Echinocereusfrüchte werden in den USA als Marmelade verarbeitet (straw-berry-cactus). Die Früchte der Gattung Mila könnte man glatt mit unseren Stachelbeeren verwechseln. Zerkleinerte Ferokakteen und Echinokakteen werden in Amerika als kandierte Früchte (Candy Cactus) zubereitet. Diese Aufzählung könnte man sicher noch fortführen, so vielfältig ist die Verwendung von Kakteen.

Und da war doch noch was? Ach ja - Genussmittel. Da gibt es die sogenannten Rauschgiftkakteen. Das sind Pflanzen, denen die Natur Alkaloide wie das Mescalin als natürlichen Schutz gegen das Gefressenwerden mit auf den Weg gegeben hat. Es konnte ja damals noch keiner ahnen, dass der Mensch Spaß daran hat, diese Kakteen zu essen, um dann um das Feuer zu tanzen und zu singen. Der bekannteste Kaktus ist der sogenannte "Peyote- Lophophora williamsii". In Mexiko wird er schon seit Jahrhunderten von bestimmten Indianerstämmen in rituellen Reisen gesammelt und in besonderen Zeremoniellen verzehrt. Und die Hippiegeneration der Sechziger Jahre hat den berauschenden Kaktus schnell für sich entdeckt. Die Auswirkungen des Rausches werden als LSD-ähnlich beschrieben. Indianer sehen plötzlich blaue Hirsche, Hippies bunte Muster und Blitze, Behörden sehen nur Rot, und wenn man den Ärzten glauben schenkt ist das alles schrecklich ungesund. Und verboten ist es sowieso. Ich denke, hier ist es wie mit jedem solchen Problemkram: "Wer es am besten gebrauchen könnte, kann es am wenigsten gebrauchen". So ist es mit Alkohol (der kann auch aus zuckerhaltigen Kakteen gebraut werden), so ist es mit Nikotin und so ist es mit Kakteen. Wirkliche Stärke zeigt sich darin, dass man so etwas eben nicht braucht! Soviel zum Peyote. Im Internet gibt es noch eine ganze Menge spezialisierter Seiten zu diesem Thema. Als weitere "Rauschkakteen" sind mir noch "Trichocereus panachoi", "Ariocarpus retusus" und "Epithelantha micromeris" bekannt. Aus der "Königin der Nacht- Selenicereus grandiflorus" stellt die Pharmaindustrie ein Herzmittel her und aus der Gattung Machaerocereus kann man Betäubungsmittel für Fische gewinnen.