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Was ist ein Kaktus?
Kakteen gehören zu den sogenannten Sukkulenten. Der Begriff sukkulent beschreibt die
Fähigkeit dieser Pflanzen, Wasser zu speichern und somit Trockenperioden zu überdauern.
Je nach Ort der Wasserspeicherung unterscheidet man zwischen Stamm-, Blatt- und
Wurzelsukkulenten.
Die größte Gruppe der Sukkulenten stellt die Familie der Kakteen, Cactaceae.
Sie sind ursprünglich nahezu ausschließlich in der neuen Welt beheimatet und haben sich
außergewöhnlich an extreme Trockenperioden angepasst:
· durch die oben erwähnte Methode der Wasserspeicherung
(Stamm-, teilweise auch Wurzelsukkulente)
· und durch ihre Fähigkeit, Wasserverlust durch Verdunstung zu vermeiden:
- Sie bilden eine Kugelform, um durch eine kleine Oberfläche die
Verdunstung zu reduzieren.
- Sie haben ihre Blätter zu Stacheln umgebildet.
- Die CO2- Aufnahme erfolgt im Gegensatz zu normalen Pflanzen nachts.
Besonders überraschend ist es, an den unscheinbaren Kakteen
plötzlich wunderschöne Blüten zu entdecken.
Diese sind auch häufig die einzige Möglichkeit zur sicheren Artbestimmung.
Im Laufe der Evolution in der Pflanzenwelt (Phylogenetik) haben sich einige Pflanzen an
Standorte angepasst, an denen Niederschläge nicht mehr regelmäßig vorkommen. Diese
Standorte werden als Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen bezeichnet.
Echte Wüsten sind Gegenden, an denen kein Niederschlag in Form von Regen vorkommt: Die
Namib-Wüste in Namibia und die Atacama-Wüste in Peru. Feuchtigkeit gibt es dort nur in
Form von Nebel.
Alle anderen Gebiete, die gemeinhin als Wüsten bezeichnet werden, sind eigentlich
Halbwüsten, zumindest gibt es dort alle paar Jahre einen Regenguss (Sahara, Gobi, Sinai
etc.)
Zu diesen Pflanzen, die sich an die Umweltbedingungen in Trockengebieten angepasst haben
(Xerophyten), gehören auch die Kakteen.
Alle Pflanzen, die ständig oder zumindest zeitweise mit Wassermangel zu kämpfen haben,
entwickeln im Laufe der Zeit die Fähigkeit, in günstigen Klimaperioden Wasser zu
speichern und davon in Trockenperioden zu zehren. Diese Fähigkeit nennt man Sukkulenz.
Alle Kakteen sind sukkulente Pflanzen, aber nicht alle Sukkulenten sind Kakteen.
Durch die hohe Wasserspeicherfähigkeit überleben abgetrennte Pflanzenteile sehr lange
und sind in der Lage, überall am Pflanzenkörper neue Wurzeln zu bilden.
Ein Merkmal unterscheidet die Kakteen von allen anderen Pflanzen:
Kakteen besitzen sogenannte Areolen.
Die als Polster erscheinenden Areolen mit einem Durchmesser von bis zu 15 mm werden aus
zwei übereinanderstehenden Knospen in den Achseln eines Blattes gebildet. Aus der oberen
Knospe entwickelt sich entweder eine Blüte oder ein Seitentrieb, aus der unteren Knospe
entstehen Dornen. Die zwei Knospen der Areolen können dicht beieinander liegen, ihr
Abstand kann aber auch bis zu mehreren Zentimetern betragen.
Kakteen sind relativ junge Pflanzen, gerade mal ein paar Millionen Jahre alt. Fossile
Funde sind keine bekannt. Innerhalb dieser - geologisch gesehen - kurzen Zeitspanne haben
die Kakteen eine rasante Entwicklung zu extrem spezialisierten Pflanzen durchgemacht.
Die Lebensdauer eines Kaktus erreicht selten mehr als 300 Jahre, es gibt auch Kakteen, die
nur 25 Jahre alt werden (diese blühen aber auch schon im 2. Lebensjahr). Der
Saguarokaktus (Carnegiea gigantea) wird bis zu 15 m hoch und wächst in den ersten 10
Lebensjahren nur ganze 10 cm! Der Schwiegermuttersessel (Echinocactus grusonii) erreicht
eine Höhe von 2,5 Meter bei einem Durchmesser von 1 Meter und wird frühestens nach 30
Jahren blühfähig! Der Blütendurchmesser der Kakteen reicht von 5 mm bis 30 cm, die
Farben sind oft auffällig und spektakulär.
Wenn jetzt jemand fragt, was denn nun
entwicklungsgeschichtlich der erste Kaktus ist, so kann man 2 Antworten geben:
1) Durch das Fehlen fossiler Funde lassen sich keine Rückschlüsse auf Zwischenformen,
die vielleicht schon wieder ausgestorben sind, ziehen.
2) Die phylogenetisch erste Kakteen-Gattung, die es jetzt noch gibt, ist die Gattung
Rhodocactus. Der Rhodocactus besitzt zwar bereits Dornen und einen verdickten Stamm,
bildet aber noch Blätter aus, die aber in der Ruhezeit abgeworfen werden. Auch die Blüte
ist noch sehr einfach aufgebaut. |